Warum gibt es so viel Schönheit und so viel Schmerz in unserer Welt?

Was ist mit unserer Welt los und woher kommt das Leid? Wer hat damit angefangen und wer ist schuld?

Svenja Lueg
30.11.2023

Die Bibel besteht aus vielen einzelnen Schriften und Büchern von unterschiedlichen Autoren aus verschiedenen Jahrhunderten. Trotzdem erzählt sie eigentlich eine einzige epische Geschichte.  

 

Allerdings: Wenn wir den Anfang dieser Geschichte lesen, merken wir schnell: Sie spielt definitiv nicht in der Welt bzw. der Realität, in der wir leben. Dort herrschen buchstäblich paradiesische Zustände: Die Menschen leben in absoluter Sorglosigkeit in einem wunderschönen Garten, in dem die herrlichsten Blumen und Früchte wachsen. Ihre Beziehung zueinander ist von völlig ungetrübtem Glück gekennzeichnet. Die Tiere sind allesamt zutraulich und zahm. Und Gott kommt abends vorbei, um mit ihnen spazieren zu gehen.  

 

Klingt nicht wie dein Alltag? Meiner sieht auch eher anders aus.  

 

Klingt total kitschig und unrealistisch? Das tat es für die ersten Leser vor mehreren tausend Jahren auch schon! Unsere Welt ist schließlich nicht erst seit gestern von Nöten geplagt, wie die restliche Geschichte der Bibel anschaulich zeigt. Man kann nicht gerade behaupten, sie wäre zimperlich in der Beschreibung der Details von Mord und Totschlag, Krieg und Hunger, Vergewaltigung und all den anderen Tragödien, die sich im weiteren Verlauf der Geschichte abspielen.  

 

Die Frage ist: Wie sind wir hier gelandet, wenn vorher alles geradezu zu schön war, um wahr zu sein? 

 

Nun, dafür müssen wir wieder zurück zum Anfang der Geschichte. Nachdem Gott nämlich die Erde und alles, was auf ihr wächst und lebt, geschaffen hat, kommt er zum krönenden Abschluss: Er erschafft den ersten Menschen. Eigentlich ist der Mensch gar nicht so besonders im Vergleich zu all den Naturwundern und Tieren, die es schon gibt. Die Bibel sagt sogar, dass Gott ihn buchstäblich aus Staub vom Acker herstellt. Klingt nicht besonders würdevoll, passt aber durchaus zu modernen Erkenntnissen aus der Biologie: Biologisch unterscheiden wir uns gar nicht so sehr von anderen Säugetieren.  

 

Was den Menschen besonders macht, ist das Ziel, mit dem Gott ihn macht. Er formt den Menschen als kleines Abbild von sich selbst – mit Eigenschaften, die eigentlich Gott ausmachen und die kein Tier sonst hat. Gott schafft sich den Menschen zum Gegenüber, mit dem er reden und eine echte Beziehung eingehen kann. Dass Gott mit ihm reden und Zeit verbringen will, das macht den Menschen in der ganzen Schöpfung einzigartig.  

 

Aber was ist notwendig für eine echte Beziehung auf Augenhöhe? Nicht nur, dass der Mensch reden und denken kann, damit er sich mit Gott unterhalten kann. Nein, eine wirkliche Beziehung beruht auf Gegenseitigkeit, auf Freiwilligkeit. Deshalb braucht der Mensch noch etwas: Einen freien Willen, also die Möglichkeit, sich für oder gegen die Beziehung zu Gott zu entscheiden. Wenn du mal drüber nachdenkst: Von Liebe sprechen wir auch nur, wenn beide Personen die Wahl haben und sich gegenseitig wollen. Schließlich kann man niemanden zwingen, jemanden zu lieben. Dann wäre es einfach keine Liebe mehr

 

Damit der Mensch sich wirklich für eine Beziehung zu Gott entscheiden kann, muss er also auch eine echte Möglichkeit haben, sich dagegen zu entscheiden. Für diese Freiheit, die Gott dem Menschen lässt, steht ein Baum. Eigentlich ist an dem Baum gar nichts Besonderes. Außer der Tatsache, dass Gott dem Menschen verboten hat, von seinen Früchten zu essen. Mit dem Verbot geht die Warnung einher, dass der Mensch sterben wird, wenn er von der Frucht isst.  

Es ist viel darüber spekuliert worden, was für ein Baum das wohl war oder ob man feststellen kann, um welche Frucht es sich handelte – Apfel, Birne, Aprikose? Im Grunde ist das egal. Worum es nämlich eigentlich ging, war, wie der Mensch mit diesem Verbot umgehen würde. Würde er Gott – der ihm bisher nur Gutes getan hatte – vertrauen und seine Wünsche respektieren? Oder würde er sich bewusst darüber hinwegsetzen und ausprobieren, was passiert, wenn er sich gegen Gottes Anweisung entscheidet?  

 

Was hättest du getan?  

 

Die ersten Menschen entscheiden sich, zu probieren, was passiert. Und was passiert, ist fatal: Die Beziehung zu Gott zerbricht, so wie Beziehungen meistens zerbrechen, wenn man sich bewusst entscheidet, dem anderen zu misstrauen, zu unterstellen, er würde einem aus Missgunst Gutes vorenthalten. Das Tragische daran ist: Der Mensch war für diese Beziehung geschaffen worden, die nun für immer verloren scheint. Eigentlich kann er ohne diese Beziehung gar nicht leben. Gott hatte recht – der Mensch würde sich selbst zu einem qualvollen Tod verurteilen, wenn er von der Frucht isst. Nicht weil die Frucht giftig ist oder so, sondern weil er sich durch diese Entscheidung von dem Gott abwendet, durch den er überhaupt erst existiert.  

 

Der einzige Grund dafür, dass der Mensch nicht sofort stirbt, besteht darin, dass Gott es nicht erträgt, ihn seinem Schicksal zu überlassen. Denn Gott hat nie aufgehört, den Menschen zu lieben. Trotz des Vertrauensbruchs. Obwohl der Mensch seine Liebe offensichtlich nicht erwidert, seine Großzügigkeit mit Füßen getreten hat. Er liebt ihn immer noch und er gibt die Hoffnung nicht auf, seine Liebe irgendwann zu gewinnen. Anstatt dass der Mensch auf der Stelle stirbt, wie es logisch eigentlich passieren müsste, landet er (und mit ihm die gesamte Erde, deren Schicksal an seines gekettet ist) in einer Art Zwischenzustand. Diese neue Wirklichkeit trägt noch immer unverkennbar die Spuren des alten Gartens, in dem der Mensch früher unbeschwert mit Gott zusammengelebt hat. Hast du schonmal eine Aussicht genossen, die dir völlig den Atem verschlagen hat? Oder dich an dem Duft oder der Schönheit einer Blume gefreut? Genossen, wie ein Tier zutraulich zu dir gekommen ist? Unbeschwert und glücklich bei gutem Essen mit Freunden oder Familie zusammengesessen und dabei ganz die Zeit vergessen? Unsere Welt ist nicht nur von Leid und der Abwesenheit Gottes gezeichnet. Ganz viel in ihr trägt immer noch unverkennbar Merkmale der ursprünglichen Schönheit, mit der sie einst geschaffen wurde. Doch seit der Mensch sich für das Misstrauen gegenüber Gott entschieden hat, gibt es auch Schmerzen, Leid und Tod. Sie sind ein Vorgeschmack darauf, was es bedeutet, wenn Gott sich zurückzieht und uns erlaubt, uns gegen ihn zu entscheiden.  

 

Wir leben bis heute in diesem Zwischenzustand, in dem wir zwischendurch erleben, wie es sein könnte, wenn wir zu Gott zurückkehren würden und alles wieder in Ordnung käme, und andererseits immer wieder durch Erfahrungen von Schmerzen und Leid am eigenen Leib spüren, was es heißt, ohne Gott zu sein. Damit wir wissen, wofür bzw. wogegen wir uns entscheiden, wenn wir uns für oder gegen Gott entscheiden. Denn die Entscheidung steht uns weiterhin frei. Sonst wäre es schließlich keine wahre Liebe. 

 

Das Tragische ist: Wir stehen vor der gleichen Entscheidung wie die Menschen damals – und wir treffen die gleiche, schlechte Entscheidung. Wir haben keine Lust auf Gott, wir vertrauen ihm nicht. Wir wollen lieber selbst bestimmen, was richtig und falsch ist, lehnen die Einladung ab, Teil einer Liebesbeziehung mit dem Gott des Universums zu werden. C.T. Chesterson wurde einmal gefragt: »Was ist falsch mit dieser Welt?« Die Antwort des Schriftstellers lautete kurz: »IchDu und ich, wir sind auch der Grund, warum die Welt so voller Schmerz ist. Weil wir uns gegen Gott entschieden haben – und immer noch entscheiden. 

 

Und jetzt!? 

 

Schönheit und Schmerz – das klingt für dich wie ein Mythos, der Kinder trösten, aber unsere Welt nicht erklären kann? Dann stell dir doch mal ganz ehrlich die Frage, warum wir uns so wenig mit der Realität von Leid und Tod abfinden können. Warum unser Inneres so gegen Schmerz rebelliert, wenn es die Welt, nach der wir uns sehen, nicht gibt und nie gegeben hat.  

 

C. S. Lewis beschreibt diesen Zwiespalt sehr gut: 

»Wenn ich in mir eine Sehnsucht spüre, die durch keine Erfahrung der Welt gestillt werden kann, ist die wahrscheinlichste Erklärung dafür, dass ich für eine andere Welt geschaffen wurde« 

 

Kann es sein, dass unsere Sehnsucht nach Schönheit und unsere Rebellion gegen Schmerz Hinweise darauf sind, was einmal geschehen ist, was heute immer noch geschieht: ein Misstrauen der Menschen gegen Gott, ein Riss, der mitten durch unsere Herzen geht!? 

 

Kann es sein, dass echte Heilung erst möglich wird, wenn wir diesem Gott unser Vertrauen neu schenken?  

 

 

Aber: Geht das überhaupt? 

Hier kannst du lesen, wie es weitergeht, welche Antworten der christliche Glaube auf das Problem des Schmerzes gibt!

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